Von SchVVarzer PeterDie Finsternis des LichtesZu einer Zeit als die Zeit noch zeitlos war und der Mensch die Langeweile der Sterne noch nicht störte, berieten sich die Sterne wieder einmal – wahrscheinlich zum fünfmillionsten Mal – was sie denn gegen ihre Langeweile tun könnten.„Las uns doch ein Sternenbild malen, schöner wie es niemals zuvor am Nachthimmel stand” sprach die Venus.
„Ja, eine tolle Idee” rief da Pegasus aus dem fernen Andromedanebel.
Die Sonne, leicht erzürnt, dass ausgerechnet Venus, einer ihrer Untertanen und gar kein richtig Stern, diesen Vorschlag einbrachte, ergriff das Wort „Wir werden uns den schönsten Stern unseres Universums aussuchen und nach ihm unsere Welt neu malen” sprach sie. Alle waren beigeistert und leuchteten vor Freude heller als je zuvor und danach. So begaben sie sich Millionen von Jahren auf die Suche nach diesem der allerschönsten Sterne. Ermüdet, fast schon wieder in Langeweile verfallend, sahen sie plötzlich einen wunderschönen winzig kleinen Stern tief im Verborgenen des Universums. Sein Licht war warm, von seltenem Glanz, Grazie und Anmut schienen das Bild seiner Güte und Herzlichkeit zu vervollkommnen.
„Dürfen wir Dich malen” fragte die Sonne den kleinen gütigen Winzling „Du sollst es auch nicht umsonst tun, 1000 Sterntaler seien Dir gewiss” leuchtete sie ihn an. “Natürlich, für euch bin ich doch hierher gekommen” klang es warmherzig und demütig zugleich aus dem schier vollkommenen inneren des Winzlings.
Eifrig, voller Freude und alles um sich herum vergessend, malten die Sterne, sie malten und malten abermals über Millionen Jahre hinweg. Und so entstand ein Bild, schöner es niemals zuvor im Universum zu sehen war, wie von Gottes Hand geschaffen …
Zufrieden mit sich und ihrem Werk sprach Pegasus „ nun müssen wir ihm auch einen Namen geben”. Wieder meldete sich die vorlaute Venus zu Wort und sagte „nennen wir es doch LIEBE”. Für einen Moment war es so still im Universum, dass man nicht einmal die rotierenden Geräusche der Saturnringe hören konnte. Ja schrien alle, wie aus einem Munde „LIEBE” ist ein wunderschöner Name dafür. Selbst die Sonne wagte sich dieser Gewalt nicht zu widersetzen, sagte nur „na gut”, gab dem Winzling die versprochenen 1000 Sterntaler und ließ ihn weiter durchs Universum ziehen.
Weitere Millionen Jahre vergingen, die Langeweile war längst wieder ständiger Begleiter der Sterne, als plötzlich die Dunkelheit zu den Sternen sprach „möchtet ihr nicht wieder ein Bild malen”. „Wieso” sprach die vorlaute Venus, „wir haben doch die Liebe was brauchen wir mehr”. „Das mag wohl sein” entgegnete die Dunkelheit, „aber warum malt ihr nicht mal ein Bild für mich, düsterer, finsterer und schrecklicher als es das Universum jemals sah”. Die Venus versteckte sich hinter der Sonne und wollte davon nichts hören, Pegasus verschwand ganz schnell im Andromedanebel, selbst der Sonne – noch mit der zitternden Venus beschäftigt – verschlug es zuerst die Sprache. Aber in den folgenden Millionen Jahren riefen immer mehr Sterne aus der Dunkelheit „Bitte, lasst uns doch diese Bild malen”. Alles Rütteln Zupfen und Bitten der Venus nutzte nichts, die Sonne gab dem Drängen nach sprach mit monotoner, leiser Stimme, mehr gleichgültig, ja fast ein wenig ängstlich „Na gut, dann lasst uns auf die Suche gehen nach diesem dunklen Stern der uns als Vorlage dienen möge. Die Begeisterung wirkte dieses mal gedämpfter und das Licht der Sterne schien zu verblassen, dennoch machten sich alle – die Venus natürlich nur aufmüpfig – auf die Suche. Dieses mal brauchte man nicht sehr lange bis man einen kleinen schwarzen Zwerg fand der den Anforderungen zu entsprechen schien. Obwohl er so klein, so finster und so böse war, sowenig Licht ausstrahlte, dass sogar die Dunkelheit Angst vor ihm bekam, konnte man ihn nicht übersehen.
Alles jammern der Venus half nichts, also sprach die Sonne ihn an:
” Dürfen wir Dich malen” fragte die Sonne den kleinen schwarzen Zwerg „Du sollst es auch nicht umsonst tun, 100 Sternentaler seien Dir gewiss” sprach sie und schien blass wie nie zuvor “Natürlich, für euch bin ich doch hierher gekommen” quäkte es mit bitterer kalter und zynischer Stimme aus der Dunkelheit des Zwerges.
Fast lustlos und ein wenig träge gingen die Sterne an Ihr trauriges Werk, dennoch war es in nur wenigen Millionen Jahren vollendet.
Das Bild war so finster, so grauenhaft, böse und schien so niederträchtig, dass sogar die Dunkelheit sich in der Finsternis versteckte. Pegasus kehrte nicht mehr hinter den Andromedanebeln hervor, die Venus ergoss erst sich selbst in Tränen, bevor Ihre Tränen langsam begannen das Licht der Sonne zu erlöschen.
„Ich werde dieses Bild HASS nennen” sagte die sterbende Sonne mit leiser, zittriger Stimme und gab dem schwarzen Zwerg seine 100 Sternentaler.
Im Weitergehen drehte sich der schwarze Zwerg um, eine Träne schien in seinen Augen, als er zur Sonne sagte:
„Weißt Du noch, damals vor vielen, vielen Millionen Jahren gabst Du mir 1000 Sternentaler”
© by SchVVarzer Peter⠀