Da in diesem Forum, was die Beiträge betrifft noch hoffnungslose Leere herrscht - ich höre beim Schreiben das Echo meiner Tastatur - mache ich mal den Anfang.
In dieser Ecke werde ich immer mal wieder etwas einstellen, über das man schmunzeln, lachen oder was auch immer kann.
Hier als Einstand eine kleine Geschichte, die schon ein paar Tage auf dem Buckel hat, die ich aber noch einmal ein wenig modifiziert habe und die sich nun, wie ich finde, wieder recht amüsant liest.
Ein Besuch bei Mc Dödel (frei nach Kishon)
Man kann nie wissen, ob eine Massage, die mit Worten zu CosmiQ unterwegs ist, auch wirklich ankommen wird. Vielleicht läuft sie auf eine Sandbank auf oder wird durch eine Meuterei in einem Blog oder sonst etwas am Ankommen verhindert. So erklärt sich die frenetische* Schreibhysterie, die unter der Userschaft ausbrach, als das erste Mc Dödel-Restaurant mit Hotspot eröffnet wurde. Drei Tage lang übten Gan und Coolio555 heroische Zurückhaltung. Dann war es vorbei. Sie hatten gerade noch die Kraft zu einer letzten Vorsichtsmaßregel: um dem Schicksal einiger anderer User zu entgehen, die an einem einzigen Hot-Spot-Tag als Doppelaccountler enttarnt wurden, ließen sie ihre Rechner zu Hause und nahmen statt dessen ihre Notebooks und ihren guten Bekannten Hartmut, den allgemein als „Grinch“ bekannten User, auf den Hot-Spotplatz bei Mc Dödel mit.
Gleich am Eingang herrschte lebensgefährliches Gedränge. Sie wurden zusammengepresst wie Sardinen, da war es auch schon: “Dort ist ein Tisch!” rief Gan mit schrillem Entzücken und machte einen sehenswerten Panthersatz direkt an den strategisch postierten Tisch auf dem ein Hotspot-Schild stand, um den sich bereits zahllose Internetfreaks mit Zähnen und Klauen balgten. Man hätte an Hand der sich dort balgenden Internetsüchtigen eine kleine Deutschlandreise zusammenstellen können: es gab holsteinische, brandenburgische, nordrheinwestfälische, rheinlandpfälzische, hessische und bayrische Internetsüchtige, es gab Süchtige mit l2 Zoll Notebook, mit 17-Zöllern, mit19ern und ganz bekloppte mit einem mordsmäßig schweren 20-Zöller. (20-Zoll-Notebooknutzer sind eine besondere Spezies, die sehr viel auf ihren „Taschen“-PC halten und ihn trotz des Gewichtes überall mitschleppen- es gibt auch normale Nutzer eines solchen Rechners, aber nur Süchtige tragen ein solches Monstrum mit zu Mc Dödel).
Gan entschied sich für einen kleineren Tisch in der Ecke und nahm noch zwei anstehende Süchtige von ungewisser Herkunft, die sich als Rumpelstilzchen und Wallenstein vorstellten, dazu – nebenbei bemerkt, ein komisches Pärchen. „Hier ist alles so viel schöner”, sagte Gan. „Aber wir wollten doch nur mal schauen?” „In meiner Notebooktasche war zufällig noch ein Reserveakku, wir können also länger bleiben.” Und damit bemächtigte er sich eines dieser handlichen Tabletts, um sich damit an der überfüllten Theke anzustellen. Nur aus Neugier, nur um zu sehen, was das eigentlich sei, bestellte ser ein Happy Deal mit Peter-Pan-Figur. Plötzlich erbleichte er und begann zu zittern: „Hartmut! Um Himmels willen - wo ist Hartmut?!”
Der geneigte Leser ist gebeten, sich die Panik zweier Internettler auszumalen, deren gut 50 Jahre alter Bekannter unter den Hufen einer einher trampelnden Büffelherde verschwunden ist. So ungefähr war es Gan und Coolio555 zumute. „Hartmut!” brüllten beide aus vollem Hals. „Hartmut! Liebster Hartmut!” „Toilette hinter der Theke links”, informierte sie ein erfahrenes Mitglied des Mc-Dödel-Teams. Im nächsten Augenblick zerriss ein betäubender, explosionsartiger Knall das Trommelfell der beiden. Der Burgerladen erzitterte bis in die Grundfesten und neigte sich seitwärts. Sie seufzten erleichtert auf. Hartmut hatte sich an einem kunstvoll aufgerichteten Pyramide, auf einem der Abräumwagen, von leeren Bechern und vollgemüllten Tabletts zu schaffen gemacht und hatte mit dem untrüglichen Instinkt eines Diarrhö-Kranken das unterste Tablett aus dem Wägelchen herausgezogen um einen geeigneten Ersatz für die völlig überfüllte Toilette zu finden. Um ihren geliebten Freund für den erlittenen Schreck zu trösten, kauften sie ihm ein paar Donuts, Pommes, einen Eisbecher, ein Happy-Deal mit Peter-Pan-Figur, einen Milchshake und eine große Packung Chicken-Nuggets,. Während Wallenstein den Überschuss auf dem Tablett der beiden verstaute, sah Rumpelstilzchen noch ein Angebot vom Medienmarkt auf einem Plakat.
“Coolio!” rief er aus. “Da müssen wir hin!” “Ok, mit der Aussicht auf ein noch schnelleres und größeres Notebook für ganz wenig Geld, fahren wir dort hin.”
Wallenstein musste gestehen, dass diese Antwort etwas für sich hatte. Es war im Ganzen kein schlechter Wechsel, den sie da machten. Nun schon zu fünft fuhren sie in DEN Supermarkt für Computer-Freaks. Auch hier herrschte ein atemraubendes Gedränge, aber das kannten sie ja schon; man schnappte sich einen Einkaufswagen und schon ging es los. Auf dem Weg zur Computer-Abteilung wurde einiges in den Wagen geschafft, bei vielem war fraglich, für was und vor allem wann man es nutzen wollte. Nach einer erfolgreich geschlagenen Schlacht an einer Gondel mit CD´s – im 100er-Pack günstiger – war der Einkaufswagen verschwunden. Schnell wurde ein anderer gefunden, den man anstatt nahm.
Der Tausch war nicht einmal der schlechteste – der neue Wagen enthielt noch eine erkleckliche Anzahl freundlich gerundeter DVD´s - „Intensiv-Gehirnjogging für Moderatoren“ etc., Notebooktaschen in verschiedenen Farben, einen Comodore 64 (Auslaufmodel, daher extra günstig) und einen Flachbildschirm mit Transportschaden. “Können wir alles brauchen”, erklärte Gan. “Fragt sich nur, womit wir’s bezahlen sollen.” “So ein Zufall.” Coolio555 schüttelte verwundert den Kopf. “Eben habe ich in meiner Hosentasche die Euronoten entdeckt, die ich neulich so lange gesucht hatte.”
Von Gier getrieben, zogen sie weiter, wurden Zeugen eines mitreißenden Handgemenges dreier Herren, deren Laufkarren in voller Fahrt zusammengestoßen waren, und mussten dann aufs Neue nach Hartmut´s Verbleib forschen. Sie fanden ihn am ehemaligen Werbestand von Absurdistan-iQ. Ursprünglich hatte man mit Eiern und einer Kuh geworben – Ei & Kuh = CosmEiKuh.
“Zu wem gehört diese Zumutung?” schnaubte der Ober-Werbe-Typ, gelb vor Wut und Eidotter. “Wer ist für dieses Monstrum verantwortlich?!”
Gan und Coolio555 erteilten ihm die gewünschte Auskunft via facti*, indem sie Hartmut eilig abschleppten, kauften noch einige Chemikalien zum Reinigen von Bildschirmen und kehrten zu ihrem Wagen zurück, auf den irgend jemand in der Zwischenzeit eine Auswahl CD´s, einem Satz Betriebssysteme von Wonwos, ein dutzend I-phones - damit kann man schließlich überall auf`s Internet zugreifen - und mehrere Kartons mit unbestimmtem Inhalt aufgehäuft hatte. Um Hartmut bei Stimmung zu halten, hievten sie ihn mit Hilfe des freundlichen Burda-Eierstand-Menschen zuoberst auf den Warenberg und kauften ihm ein japanisches Tamagotchi, dem sie noch zwei Packungen Einweg-Mäuse für Wallenstein und das Rumpelstilzchen hinzufügten.
“Noch!” stöhnte Coolio555 mit glasigen Augen. “Mehr!”
Sie angelten sich einen zweiten Wagen, stießen zur Abteilung “Mousepads und kabellose Funkmäuse ” vor und erstanden mehrere Mäuse – mit und ohne Kabel, 4 Tastaturen (die man in der Waschmaschine reinigen kann), Desinfektionsmittel für die verschmutzte Klobrille äh Tastatur, zwei zwanziger Packungen Cassetten mit den dazugehörigen Recordern, einen Karton Akkus, zwanzig Schnellladestationen, drei dutzend Aktivlautsprecher, vier Funkkopfhörer, ein paar Cybercams, zwei große I-Mac mit passenden Magic-Mäusen, die Kuh vom Burda-Werbestand und noch ein paar kleinere Anschaffungen.
Um ihren aus sechs Wagen bestehenden Zug zur Kasse zu dirigieren, war nicht ganz einfach, weil die Kuh, die Gan an den letzten Wagen angebunden hatte, immer zum Eierstand von Burda zurück wollte. Schließlich waren sie soweit, und der Kassierer begann schwitzend die Rechnung zusammenzustellen. Coolio555 nahm an, dass sie ungefähr dem Defizit der absurdistanischen Jahresbilanz entsprechen würde, aber zu seinem Erstaunen belief sie sich auf nicht viel mehr als vierzehntausend Euro. Was die Vier am meisten beeindruckte, war die Geschicklichkeit, mit der die Packer die Warenbestände in große, braune Papiersäcke verpackten. Nach wenigen Minuten war alles fix und fertig. Nur Hartmut fehlte.
“Haben Sie nicht irgendwo einen fast alten Mann gesehen?” fragten sie in die Runde. Einer der Packer kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. “Augenblick . . .Einen grauhaarigen alten Kerl, mit Grinchgesicht?” “Ja. Er beißt.” “Da haben Sie ihn.” Der Packer öffnete einen der großen Papiersäcke. Drinnen saß Hartmut und kaute zufrieden an einem USB-Kabel. “Entschuldigen Sie”, sagte der Packer. “Ich dachte, Sie hätten den hier gekauft.”
Sie bekamen für Hartmut zweitausendsiebenhundert Euro zurückerstattet und verließen den Medienmarkt. Draußen warteten schon die kostenlosen Kleinbusse für den Heimtransport. Dabei wollte man ja eigentlich nur mal einen kurzen Besuch bei Mc Dödel machen, um mit dem neuartigen Hotspot kostengünstig bei Burda Ei-Kuh einzufallen…
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